Walfried Huber hat Bicornets Rätsel gelöst

Quelle: HEPHAISTOS 4/ 2017

Beschläge des Westportals von Notre Dame in Paris als Video

Der österreichische Kunstschmied Walfried Huber zeigte auf der Schmiedebiennale 2016 in Kolbermoor einen Ausschnitt aus dem Video, das seine Arbeit an den Beschlägen für die Westportale von Notre Dame in Paris begleitet. Jetzt ist der Film fertig geworden und kann bei Walfried Huber bestellt werden.

Die Kathedrale Notre Dame in Paris zählt durch ihre Architektur zu den schönsten gotischen Kathedralen in Europa. Die Beschläge der Westportale schrieb die Legende

Bicornet, dem Zweigehörnten, dem Teufel zu, so geheimnisvoll erschien den Menschen deren Fertigung. Die vielfältigen, sich überlagernden Einzelheiten eines jeden Beschlages waren selbst Fachleuten lange rätselhaft, insbesondere, wie es gelang, die Voluten aus den Querbändern förmlich herauswachsen zu lassen. Man konnte sich nicht vorstellen, dass sie geschmiedet waren, dachte bisweilen an eine Herdgussarbeit.

Tatsächlich aber stammen die meisten Beschläge nicht aus der Bauzeit der Kathedrale im Hochmittelalter, denn sie wurden größtenteils während der Französischen Revolution zerstört. In diesen wirren Jahren nach 1789 gingen auch die Originalskizzen verloren. Die meisten Beschläge stammen aus dem 19. Jahrhundert. Architekt und Kunsthistoriker Eugene Viollet-Ie-Duc, ein Wiedererwecker des Mittelalters, entwarf sie nach dem Muster der wenigen noch am Annentor vorhandenen Originale und beauftragte Kunstschlosser Pierre Boulanger mit einer Rekonstruktion. Von ihm aber sind keine Beschreibungen der Arbeit erhalten.

Walfried Huber entdeckte nach langen Recherchen im Musee Cluny in Paris ein ähnliches Gitter aus der gleichen Epoche wie die Originale von Notre Dame und konnte die Art und Weise der Fertigung, insbesondere die Reihenfolge der Schweißungen, studieren. Zusammen mit dem Kunstschlosser Zoltan Takats arbeitete er seit 2014 in Mauerbach an der Rekonstruktion eines Beschlages wie dem von Notre Dame. Der Filmemacher Tomas Lehotsky dokumentierte die Arbeit über viele Monate, das Video ist jetzt in Deutsch, Englisch und Ungarisch als DVD lieferbar. Das Wertvolle an dieser Arbeit ist nicht nur, dass es Walfried Huber gelungen ist, die Art der Fertigung zu enträtseln und einen Beschlag nachzubauen, sondern dass er auch bereitwillig sein Wissen und seine hier gewonnenen Erfahrungen an die Kunstschmiede weitergibt.

Preis: 34 Euro, Bestellungen unter der Mail- Adresse panni.huber@gmx.at

Quelle: HEPHAISTOS 4/ 2017

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